Die Kirche in Klixbüll
Inhaltsverzeichnis
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Ein Blick in die Kirchenbücher und in unsere Kirchengemeinde.
Vivit Dominus – Der Herr lebt!
Die Inschrift, entnommen des 47. Vers des 18. Psalms, ziert als Gravur den schweren, reich verzierten und innen vergoldeten Abendmahlskelch aus Silber, den „Broder von Andersen zu Klixbüll erbgesessen…. der Kirchen daselbst Anno 1661“ gab.
Vivit Dominus – das ist das kurze, aber umfassende und durch die kostbare Stiftung überzeugende Bekenntnis eines Mannes, der wohl auf diese Weise Gott sichtbar danken wollte für die Bewahrung seines Lebens. Denn für die Jahre unmittelbar davor – 1658 – 1660 – verzeichnet die Chronik: „Der Krieg des großen Kurfürsten mit Schweden hat großes Unheil über die Gemeinde gebracht. Wahrscheinlich kam eine Pest im Gefolge des Krieges. Es sind hier in diesen drei Jahren 140 Menschen gestorben….“.
Solchen Schenkungen – sie waren nicht ungewöhnlich in jener Zeit – verdankt die Kirche auch ihren heutigen Altaraufsatz. Er ist ihr, in der Werkstatt des Flensburgers Heinrich Ringeling geschnitzt, 1621 von einem „Jes Nissen“ verehrt worden „zu seinem Gedächtnis Gott zu ehren“.
Ein Gegenstück dazu von 1622 schmückt die Kirche in Buhrkall.
Aus Ringelings Werkstatt stammen auch die schon 1618 errichtete Kanzel und der 1619 gefertigte Taufdeckel. (Der restauriert werden muß.) An jene alte und gute Tradition sich erinnernd und anknüpfend stiftete uns vor wenigen Jahren ein Bosbüller Bauer nacheinander die zwei großen Kronleuchter im Kirchenschiff, und manche große und viele kleine Gaben brachten innerhalb eines Jahres die Summe für den bronzenen Osterleuchter im Altarraum zusammen.
In den Kirchenbüchern und in den Aufzeichnungen einzelner Pastoren werden die schriftlichen Zeugnisse und Nachrichten in der Phase um die Reformation herum ausführlicher und verläßlicher. So erfahren wir, daß die 12 Apostelfiguren und der thronende Christus – heute plaziert an der fensterlosen Längswand des Raumes – einem älteren, gotischen Flügelaltar angehörten.
Auch die Triumphkreuzgruppe im Chorbogen ist alt. In Eiche geschnitzt und weiß – golden gestrichen, kündet sie von einem unbekannten Meister der Reformation.
Alt, vielleicht das älteste Stück in der Kirche, ist der aus zwei Granitblöcken gefügte Taufstein. Flutmarken von 1532 und 1634 bringen uns die ursprüngliche Lage der Kirche und des Dorfes und ihre sehr unmittelbare Bedrohung durch die See damals in Erinnerung und lassen den Namen für die Kirche: Sankt Nikolaus – Schutzpatron seit alters für die Menschen zur See und am Meer – einsichtig und verständlich werden.
Allerdings ist das Standbild des Heiligen Nikolaus, dem die Kirche von Anfang an geweiht war, verschollen. Spärlich, um nicht zu sagen in Dunkel gehüllt, ist und bleibt unser Wissen über die Anfänge, über die vorreformatorischen, die „katholischen“ Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte der Kirche zu Klixbüll. Andererseits erwähnt ein altes Kirchenverzeichnis um 1240 „Klinxboell“ als Kapellengemeinde von Leck. Und aufgrund dieses Datums werden wir 1990 das Jubiläum „750 Jahre Kirche Klixbüll“ hoffentlich unbekümmert, fröhlich und dankbar miteinander feiern dürfen.
Natürlich ist auch unsere Kirche bis in die jüngste Gegenwart hinein immer wieder verändert und erneuert und vergrößert worden. Ob das allerdings jeweils zum Wohl dieses Hauses geschah und der Gemeinde zur Erbauung, gar zum Segen, das möge dahingestellt bleiben. Einige Restaurationen jedenfalls erscheinen gewiß nicht nur meinen Augen fraglich, wenn nicht mißlich.
Der Turm wurde 1699 errichtet. Den Glocken als Haus zuerst, aber den segelnden Schiffen draußen ein weithin sichtbarer, willkommener Orientierungspunkt. 1772 ist der „Armenblock“ in der Kirche von Dieben aufgebrochen und beraubt worden. Um die Armen des Dorfes zu entschädigen, spendete die Kirchenkasse 60 M und suchte durch nun installierte, eiserne Ringe künftige kriminelle abzuhalten. Das war vergebens! Zwei Jahre später wurde genau dort wieder geklaut. Wieder spendete die Kirchenkasse den Armen zur Entschädigung Geld – diesmal 30 M – und ließ noch schwerere Ringe und Ketten um den Block herumlegen. Dies hat gereicht, und in der Chronik heißt es: „…seitdem ist ein Einbruch ins Gotteshaus nicht mehr vorgekommen.“
Ehrenvolleres vermelden die vergilbten Seiten des Kirchenbuches für das Jahr 1848: „An der Deputation der Schleswig-Holsteiner nach Frankfurt am Main v. 30. Mai bis 18. Juni (in die Paulskirche – d. Verf.) nahm aus Klixbüll Sönke Sönnichsen teil.“ Diese freiheitliche Gesinnung und Bereitschaft, sich für die junge Demokratie zu engagieren, hat dem Klixbüller Sönnichsen – wer mag’s gewesen sein? – dann jedoch schlimmes eingebracht: Am 7. November 1850 wurde er durch ein dänisches Militärkommando ausgehoben und nach Tondern in Untersuchungshaft gebracht. Dort verurteilte man ihn am 5. Dezember zu 60 Tagen Gefängnishaft und erkannte ihm alle seine Ämter ab.
Sicher, das sind ziemlich „vergangene Geschichten“, aber immerhin veranlaßten sie und andere Be- und Gegebenheiten im vorigen Jahrhundert den Chronisten kommentierend zu fragen und zu sagen: „…. der Kirchenbesuch war sehr schlecht, und wenn die Überlieferung recht hat, ist in der damals aufgezwungenen dänischen Predigt und dem politischen Gegensatz die Ursache zu suchen, daß bis heute (bis 1864 – d. Verf.) der Kirchenbesuch und das kirchliche Leben überhaupt viel zu wünschen übrig läßt.“
Vivit Dominus – Der Herr lebt! Vielleicht hat unsere Gemeinde in den Irrungen und Wirrungen seit ihres so frühen Ursprungs nur deshalb standgehalten, weil gegen die Mächte der sehr menschlichen Politik und gegen die Eifereien der Menschen und der Christen untereinander Gott seine Lebendigkeit immer wieder erwiesen hat. Der Herr lebt! Das hat auch diese Gemeinde sehen und erfahren können.
Wie oft mögen sich Pastoren hier in Nordfriesland einsam und verlassen vorgekommen sein, geradezu auf aussichtslosem, verlorenem Posten! Und dann waren es die Frauen des „Missionsnähkreises“ – nicht die jüngsten mehr und vermutlich wegen ihrer scheinbaren Rückständigkeit nicht nur heimlich, hinter dem Rücken bespöttelt oder verlacht – die gegen alle braune Erweckung dennoch den Weg sonntags zur Kirche fanden und – mag sein – manchmal zu zweit nur oder zu dritt mit ihrem Pastor den Gottesdienst feierten und so gegen die Macht des Tausendjährigen Reiches aus ihrer Ohnmacht heraus mutig und im wahren Sinne des Wortes „emanzipiert“ zeigten: Der Herr lebt! Vivit Dominus.
Dies Vermächtnis jenes Klixbüllers Broder von Andersen auf dem Kelch, aus dem wir immer noch trinken, bittet uns Christen durch die Jahrhunderte, in der Gemeinschaft mit dem zu bleiben, der uns öffnen will für die „Ehrfurcht vor Gott.“ Es ist, als würde die Einsicht in diese Wahrheit mehr Menschen – auch in unserer Gemeinde – bewegen.
Die Gottesdienste werden im Gegensatz zu den Klagen aus der Chronik von Jahr zu Jahr „besser“ besucht. Der Frauenkreis befindet sich in durchaus stattlicher Runde einmal im Monat zusammen. Und Impulse für das Leben in unserer Gemeinde – und in unserer Kirchengemeinde ist leben – gehen immer wieder aus auch von dem Frauengesprächskreis für beide Kirchspiele.
Einmal in der Woche beleben Kinder die freundlich gestalteten Räume des Pastorats. Und im „Peerstall“der neu gewonnene Raum aus dem fast verfallenen Stalltrakt des alten „Pfarrhofes“, treffen sich alle 14 Tage die „Peerstaller“, jugendliche Mädchen und Jungen zum Singen und Reden, zum Nachdenken und Beten, sind dort sehr offen miteinander und ausgelassen und fröhlich und übernehmen gerne Aufgaben in der Gemeinde und im Gottesdienst.
Auch das eigene Musizieren ist gefragt und wird über das erste Instrument, die Flöte, erlernt. Es kann dann sehr schnell und die Gemeinde erfreuend und erbauend „eingebracht“ werden, in den Gottesdienst und bei manch anderer Veranstaltung auch.
Um 1730 hat der Pastor Hieronymus Grauer in seinen Chroniknotizen den Namen des Dorfes Klixbüll von „Klei“ abgeleitet. Er schrieb, dann würde der Ortsname soviel bedeuten wie „Kleidorf“ oder wie „Dreckort“. Als man ihn daraufhin hänselte und sagte, dann sei er also der Geistliche eines Drcckortes, da hat er folgendermaßen geantwortet: Er danke Gott, daß er an einem Ort leben könne, in dem er sein Brot habe, und deswegen nenne er dies, sein Dorf auch „Glücksbüll“.
Unser Brot haben wir alle in Klixbüll, in jedem Haus. Welch ein Grund, von Herzen dankbar zu sein! Und vielleicht ahnen wir in Klixbüll immer mehr, daß wir Menschen, um zufrieden leben zu können, alle auch dessen bedürfen, der uns Christen sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“ – Dann wäre Klixbüll wirklich Glücksbüll.
Autor: Paul Hoppe, Klixbüller Pastor 1982 -1996
* HÖRET MI DOCH THO UNDE ETET
DAT GUDE SO WERDT IUWE
SEELE IN WOLLUST VETT
WERDEN * ESAI 55 *
*
Liest man sie nicht mit einem vergnüglichen Lächeln, diese Worte, und liest sie – ihre Entschlüsselung ist gelungen – gleich noch einmal!
So originell – unbefangen und unnachahmlich direkt – übertrugen unsere Vorfahren die Botschaft der Bibel in die Sprache ihres Alltags, in ihre Muttersprache. Und den Schlußsatz des zweiten Verses aus Jesaja 55 schrieben die Klixbüller damals in Goldbuchstaben auf die Vorderseite des Schalldeckels ihrer Kanzel. Derb und deutlich malten sie der Gemeinde vor die Augen, wozu Kirche da ist und was uns Menschen in jedem Gottesdienst angeboten wird.
„Höret mi doch tho unde etet dat Gude so werdt iuwe Seele in Wollust vezz werden.“
Das ist eine Einladung. Und die ist in beiden Kirchspielen gehört und angenommen worden und erfüllte ihr Versprechen an Männer und Frauen aus Braderup und Uphusum und Holm, aus Klixbüll und aus Bosbüll – Generation um Generation – über 750 Jahre hinweg bis in die Gegenwart hinein.
Dafür ist das Jubiläum ein eindrucksvolles Zeichen. Darum feiern wir es.
Gottes Wort steht – durch diese Übersetzung brachten die Braderuper zum Ausdruck, als sie gut 100 Jahre nach der Reformation über ihre Kanzel einen Schalldeckel setzten und auf den fünf bekrönenden Medaillons- auch in Goldbuchstaben – friesisch knapp und selbstbewußt (und ein wenig überheblich) ihren Glauben dergestalt artikulierten:
* DAS WORT GOTTES BLEIBT EWIG. *
750 Jahre jedenfalls ist es geblieben. Und in Geschichte und Geschichten will auf den folgenden Seiten von dem lebendig werden, was sich in unseren Dörfern um die Kirchen herum in diesen 7 1/2 Jahrhunderten unter dem Wort Gottes begeben hat.
Die Alten in Braderup und Klixbüll haben recht behalten. Noch immer ruft die Botschaft der Bibel den in die „größere Wahrheit“ hinein, der bereit ist, sich mitten in seinem Leben fragen und sagen zu lassen:
„Was hülfe es dem Menschen,
wenn er die ganze Welt gewönne
und nähme doch Schaden
an seiner Seele?“
Autor: Pastor Paul Hoppe
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Pastorentafel 1
Pastoren der Gemeinde Klixbüll
1. Claus Broderus 1569 – 1612
2. Nicolaus Esmarch 1613 – 1655
3. Johannes Esmarch 1652 – 1666
4. Marcus Esmarch 1667 – 1691
5. Nicolaus Hoyer 1691 – 1729
6. Hieronymus Grauer 1730 – 1752
7. Bernhard Kaspar Kamphövener 1753 – 1776
8. Matthias Fries 1778 – 1787
9. Balthasar Stephanus Faber 1788 – 1794
10. Peter Lorenzen 1794 – 1802
11. Johannes Matthiesen 1802 – 1842
12. Friedrich Wilhelm Matthiesen 1843 – 1856
13. Eduard Magnus Buch 1856 – 1860
14. Chresten Fram Gad 1860 – 1864
Pastorentafel 2
Pastoren der Gemeinde Klixbüll
15. Friedrich J. Evers 1864 – 1868
16. H.W.M. Gerber 1868 – 1878
17. Karl August Decker 1879 – 1896
18. Karl August Nielsen 1896 – 1904
19. Johannes Gröpper 1905 – 1917
20. Heinrich Marxen 1917 – 1945
21. Christian Christensen 1945 – 1950
22. Johannes M. Görtzen 1950 – 1960
23. Heinrich D. Tauscher 1961 – 1968
24. Georg Rendar 1968 – 1974
25. Dr.Wolfgang Reich 1975 – 1976
26. Gernot Wunsch 1976 – 1982
27. Paul Hoppe 1982 – 1996
28. Ehepaar Monika & Kai Gusek 1996 –
In einem alten Verzeichnis wird die dem St.Nicolaus geweihte Kirche erstmals erwähnt.
Der einschiffige, mit eingezogenem Kastenchor versehene Backsteinbau stammt wohl aus dieser Zeit. Neben dem „romanischen Gesamteindruck“, der im Innenraum durch den runden Chorbogen entsteht, finden sich bereits einige gotische Stilelemente.
So sind vom Südvorhaus noch Spuren eines ehemaligen gotischen Südportals zu erkennen. Die ursprünglichen Fenster wurden wahrscheinlich schon vor dem 18. Jahrhundert vermauert, aus ihnen stammen die heutigen Fenster der Südwand. 1699 wurde der robuste, vierkantige Westturm erbaut, durch den man seit der letzten großen Renovierung die Kirche betritt. Auf die ursprüngliche Organisation der Eingänge für Kirchenbesucher aus Bosbüll und Klixbüll deutet das noch vorhan-dene Südvorhaus (heute Sakristei) hin, welches ein Pendant im Norden besaß.
Zwar benutzten Bosbüller und Klixbüller eine Kirche, doch hatte jedes Dorf sein eigenes Eingangsportal. Wie verschiedene Epochen am Bau selbst ihre Spuren hinterlassen haben, so zeugen auch die Werke der Innenausstattung von der langen Geschichte dieser Kirche. Bestimmt wird der Innenraum von den Schnitzwerken Heinrich Ringerinks (+1629), der seit 1596 in Flensburg eine florierende Werkstatt unterhielt und um 1600 als einer der bedeutendsten Bilderschnitzer der Region galt.
Aus seiner Werkstatt stammen Altar, Kanzel und Taufdeckel. Der aus Eichenholz geschnitzte Altar wurde der Kirche 1621 gestiftet. In vier quadratischen Reliefbildem zeigen die beiden Seitenteile einen kleinen Passionszyklus: Geiselung und Gethsemane links, Verspottung und Kreuzigung rechts.
Hierbei nahm sich der Künstler teilweise die sogenannte „kleine Passion“ von Albrecht Dürer zum Vorbild. Das galt damals weniger als verwerfliche Nachahmung eines großen Meisters, sondern es zeigte vielmehr den hohen künstlerischen Anspruch und die „fachliche Bildung“ der Ringerink-Werkstatt.
Jedoch nicht die Leiden Christi selbst, sondern Vergebung und Erlösung der Menschen durch den Heilstod Jesu stehen bei diesem Altar im Mittelpunkt: Im säulenflankierten Mittelfeld ist als zentrale Szene das Abendmahl zu sehen, in dessen Feier sich für die reformierten Christen die Sündenvergebung bestätigt. Entsprechend liest man auf der Predella die Einsetzungsworte des Abendmahls.
In diesem Zusammenhang ist der gekreuzigte Christus, der im obersten, den Altar bekrönenden Reliefbild erscheint, nicht als „Scherzensmann“, sondern als Erlöser zu verstehen. Das Mittelfeld ist umrahmt von acht weiteren Relieffeldem: Die größeren zeigen allegorische Figuren, die Glaube, Liebe, Hoffnung und Friede verkörpern. In den quadratischen Eckfeldern sind die vier schreibenden Evangelisten dargestellt.
Vorgänger dieses 3-teiligen Spät-Renaissance-Altars war ein vermutlich gotischer Flügelaltar, von dem die noch heute erhaltenen Figuren der 12 Apostel mit dem thronenden Christus zeugen. Sie stehen jetzt auf einem Balken an der Nordwand des Schiffes. Die Eichenholzfiguren zeigen in der Bearbeitung der Gewandfalten und der Physiognomie Anklänge an den „weichen Stil“. Sie dürfen daher Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden sein.
Auch die „Emporenkanzel“ von 1618 stammt aus der Werkstatt Ringerinks. Korb und Treppe sind durch 6 Bogenfelder mit Reliefs geschmückt. Die Bildfelder werden von Doppelpilastern mit Darstellungen der 12 Apostel eingefaßt. Zu sehen sind Szenen aus dem Leben Jesu: Verkündung, Geburt, Taufe, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Am Sockel der Kanzel, wie auf dem mit Medaillonaufsätzen und Engelsfiguren geschmückte Schalldeckel, finden sich, passend zu den Darstellungen, plattdeutsche Texte mit Angaben der entsprechenden Bibelstellen.
Tatsächlich verlief die Sprachgrenze zwischen plattdeutsch und plattdänisch von jeher zwischen Klixbüll und Braderup/Uphusum. Ein weiteres Ringerink-Werk ist der Taufdeckel von 1619. Er betont das älteste Stück der Kirche, den romanischen Taufstein aus Granit, der aus dem 13. Jahrhundert stammt und wohl als einziges noch vorhandenes Stück der ursprünglichen Ausstattung mehr als 700 Jahre überdauert hat.
Der Taufdeckel ist sechseckig-laternenartig aufgebaut. Die Ecken sind mit Statuetten musizierender Engel geschmückt. An den Seiten finden sich Relieftafeln, die in thematischem Zusammenhang mit „Taufe“ stehen: Sintflut, Christus segnet die Kinder, Christi Taufe, Verklärung, Beschneidung. Im Innern des von Hermen gestützten Aufbaus befindet sich eine Statuette des auferstandenen Christus. Engelsköpfe, Bügelkrone und Taube bekrönen die Laterne. In den Friesen oben und unten sind wieder in plattdeutsch Bibelstellen zitiert.
Gut 100 Jahre älter als die Beiträge Ringerinks ist wohl die Triumpfkreuzgruppe am Chorbogen. Leider ist weder über Herkunft noch Künstler näheres bekannt. Die drei Figuren sind aus Eichenholz, zweidrittel lebensgroß und von guter künstlerischer Qualität. Das Geschick des Künstlers zeigt sich besonders in den durchkomponierten Haltungen und der sensiblen Bearbeitung der Gewänder bei Maria und Johannes. An den quadratischen Endscheiben des Bretterkreuzes sind die Symbole der Evangelisten zu sehen.
Neben verschiedenen, im Zuge von Renovierungen getroffenen Veränderungen findet sich auch ein künstlerischer Beitrag unseres Jahrhunderts: 1967 wurde das Glasfenster über dem Westeingang von der Gräfin Hohenthal ausgestaltet. Es zeigt den thronenden Christus im Segensgestus, der die Gottesdienstbesucher in ihren Alltag entläßt. Im Zusammenhang mit diesem Fenster hat die nüchterne Glastür, die den Eingangsbereich vom Kirchenraum trennt, einen schönen Effekt. Der Eintretende sieht die leuchtende Projektion des bunten Glasbildes auf dem dunklen Kirchengestühl. Mit einem Hinweis auf die an der Südwand des Schiffes angebrachten Flutmarken soll diese Betrachtung ihren Abschluß finden.
1532 trieb der Nordweststurm das Meerwasser über einen Meter hoch in die Kirche, 1634 sogar noch etwas höher. Die Nordmauer gab dem Wasserdruck nach und ist seitdem geringfügig nach innen geneigt. Doch die Kirche steht noch. Sie hat über 700 Jahre Stürmen verschiedener Art standgehalten, und das ist Grund zur Freunde und zur Hoffnung.
Autorin: Friederike Hoppe
Etwa um das Jahr 1100 war das Christentum Sieger über den Götterglauben der Bewohner des südwestlichen Jütlands geworden; Quellen und Bäume, an denen man früher sein Heil suchte, sanken zu bloßen Objekten der Natur ab. Symbole des neuen Glaubens wurden die Kirchen.
Die Hauptkirchen der Karrharde waren um 1300 Leck, Humtrup und Karlum, Braderup und Klixbüll hatten den Status von Kapellen. Bis spätestens 1463 war für letzteres Kirchspiel eine Änderung eingetreten, Klixbüll war zur Vollkirche erhoben worden. Bis 1523 blieb es dann für beide Kirchen beim alten Zustand.
In jenen Tagen mußte jeder der Kirche den Zehnten geben, also den zehnten Teil jedes Produkts, z.B. bei der Kornernte jede zehnte Garbe, jedes zehnte Kalb gehörte der Kirche. Dabei war diese Abgabe in drei Teile zu spalten, ein Drittel erhielt der Priester, das zweite Drittel gehörte zum Bau der Kirche und das dritte Drittel stand dem Bischof zu. Im 15. Jahrhundert war der bischöfliche Anteil bereits verpachtet, so gaben 1478 in Braderup die Kirchengeschworenen sechs Mark, in Klixbüll hatte der Vicekirchherr Laurens den Zehnten für sieben Mark gepachtet. Daraus ergibt sich, daß in Klixbüll mehrere Priester wirkten. Dies konnte sich aus der Tatsache entwickeln, daß begüterte Gemeindeglieder Stiftungen an Land oder Kapital vornahmen und dem Hauptaltar in einer Seitennische ein Nebenaltar zugestellt wurde, der dann einem besonderen Heiligen geweiht war.
In Braderup gab es wohl seit früher Zeit eine Vikarie, zu der ein Mittelaltar gehörte, dieser wurde erst lange nach der Reformation im Jahre 1687 beiseite geräumt und machte für eine Kirchenbank Platz, auf der Iwer Hansens und Ketel Johannsens Frauen sitzen konnten. Damals mußten die Stände in der Kirche von den Gemeindegliedem gekauft werden und sie waren dann untrennbar mit dem Haus der Besitzer verbunden. So hatte jeder Anspruch auf seinen Platz.
In Klixbüll gab es schon im 15. Jahrhundert einen Nebenaltar des St.Laurentius, der 1514 von Johannes Simonis als Capellan bedient wurde. Gegen 1470 stiftete Broder Sönnichsen, Bruder des Hardesvogts Anders Sönnichsen, eine Vikarie. Unserer lieben Frauen, eine Marienvikarie, die er mit Höfen in Enge und Klixbüll dotierte. An dieser Vikarie dienten eigene Meßpriester, so 1507 Arnd Hansen, der in jenem Jahre die päpstliche Erlaubnis erhielt, sich zwecks höherer Weihen nach Rom zu begeben. Später treffen wir ihn als Priester in Braderup (1525), dann 1534 in Karlum, wo er den Wechsel von katholischer zu lutherischer Lehre mitmachte.
Um 1515 diente Detlef Paysen an der Vikarie, später war er lutherischer Pastor in Leck. Ein weiterer Vikar war Bernd Petersen, nachher Pastor in Esgrus in Angeln. Eine andere Vikarie an der Klixbüller Kirche läßt sich auf Tag und Jahr datieren. Im Jahr 1487 wurde auf dem Damm zwischen Klixbüll und Risummoor zwischen Iwer Fedderkens Volk „uth dem Moor“ und Anders Sönnichsens „van Klixbüll“ ein Sühnevertrag wegen der zwischen beiden Familien vorgefallenen Totschläge geschlossen. Infolgedessen die aus dem Moor eine Rente aus drei Höfen in Deezbüll und in der Gath von 18 Mark zur Stiftung einer Vikarie „Sunte Nicolaus Altar an Klixbüll Kercke tho einer ewigen dechtenißen“, nämlich zum Gedächtnis an die Erschlagenen aufzubringen.
Die Stiftung war also nicht mit einem neuen Nebenaltar verbunden, sondern stattete den Hauptheiligen der Klixbüller, St.Nicolaus, um ein weiteres besser aus. Außer der jährlichen Rente mußten die Nachkommen Iwer Fedderkens noch 60 Pfund Englisch bezahlen und ein Leidener Laken hergeben.
An diesem „Mandag vor unser leven fruen Marien eren hilligen Gebord“, dem 3. September 1487, war auch der Klixbüller Kirchherr, Herr Eier Pol, beim Vertragsschluß anwesend, den Priestern war der Titel „Herr“ zulegt, der sonst dem Adligen zustand im Gegensatz zum gewöhnlichen „beschedenen manne“. Um beide von den Sönnichsens herrührenden Vikarien entstand nach der Reformation Streit, als die Nachkommen die gestifteten Güter wieder einziehen wollten, doch wurden die sogenannten Vikariengelder noch bis ins 19. Jahrhundert gezahlt. Auch der Husumer Reformator Hermann Tast schaltete sich in den Streit ein und verarbeitete die Angelegenheit in einem heute leider verschollenen Buch.
Neben dem Zehnten genoß der Priester auch die Einkünfte aus seinen Ländereien, die zum Pastorat gehörten, dem Gottesdiener gewidmet waren und deshalb „Wedeme“ hießen. Aus den Einkünften des Kirchenbaus wurden meist Kühe angeschafft, welche dann statt Geld an jene Dorfeingesessenen verliehen wurden, die in Not geraten waren, diese mußten natürlich eine jährliche Kuhheuer zahlen, die im Laufe der Zeit zu einer reinen Kirchenabgabe wurde, auf den Höfen der ersten Empfänger lastete und erst kurz vor 1900 von ihnen abgelöst worden ist.
So hatten die Braderuper Kirche 42 Kühe, die Klixbüller Kirche 10 Kühe und ein Kalb während des Mittelalters anschaffen können.
Nach der Reformation kam das Geldverleihen dazu. Zusätzliche Unterstützung erlangten Priester und Kirchen durch Landschenkungen. Hierbei hat Braderup allerdings den kürzeren gezogen, nur etwa neun Demat Land hatte die Furcht vor dem Fegefeuer eingebracht. In Klixbüll kamen etwa 50 Demat zusammen, dank günstiger Umstände kenne ich einige nähere Nachrichten über den Erwerb. Um 1480 kaufte die Kirche einen Hof in Leck für 100 Goldgulden, mehrere Ackerstücke gab Broder Sönnichsen um 1470, als seine Ehefrau starb, 1493 stiftete Peter Nissen zu Wraagaard zwei Demat Meede, belegen „bewesten dem Strom negst by sinem egen land“, 1510 verkauften Jes und Broder Berndsen mehrere Landstücke, darunter eine Ackerbreite „van dem sande, wente (bis) in de Enge Sehe“ im Klixbüller Kooge, belegen neben dem Karlumer Kirchenland.
Auch das Pastorat in Klixbüll erhielt Land geschenkt, so begab sich eine Frau von Adel mit Namen Jahan Broders von Klixbüll nach Flensburg und verehrte 1485 dem Pastor zur Unterhaltung sechs Äcker und ein Demat Wischland, wegen derer später Streit entstand, als im 17. Jahrhundert das Land dem Pastorat entfremdet werden sollte. Diese Bestrebungen waren auch Folge der Reformation. Vorbild gaben die Landesherren, die zahlreiches Kirchenland als Pachtland in staatliche Obhut nahmen.
Eine weitere Änderung erfolgte bei der zehnten Abgabe, zu seiner Zeit handelte der Braderuper Pastor Arend Hansen den Komzehnten mit Geld ab, was wegen der immerwährenden Geldentwertung bald zur spürbaren Verminderung des Pastorengeldes führte, woraus sich im 17. Jahrhundert Streitigkeiten entwickelten, die aber in aller Güte beigelegt wurden. Arend Hansens Nachfolger wurde Herr Thomas, der 1539 in Braderup beigelegt ist. In Klixbüll residierte zur Zeit der Reformation Herr Nikolaus Matzen, dem nach 1531 Andreas Hansen folgte, diesem war der Capellan Johan Brade zugeordnet, der vermutlich auch der erste Lehrer der Gemeinde wurde.
Andreas Hansen legte 1539 ein neues Verzeichnis der Einkünfte von Kirche und Pastor an, das schon längst vermodert ist. Entsprechend ist es anderen Papieren und Pergamenten gegangen, die mehr aus der Zeit vor der Reformation hätten erzählen können, somit müssen wir mit dem zufrieden sein, was an versteckten Stellen aufgestöbert von der Vergangenheit Eindrücke in die Gegenwart retten konnte.
Autor: Albert Panten
Kinderjahre in Klixbüll
1919 im Klixbüller Pastorat geboren, verlebte ich dort die ersten zehn Lebensjahre. Ein großes Haus, ein großer Garten, die Geschwister boten zunächst genügend Gelegenheit, die Welt zu erkunden und Erfahrungen zu sammeln. Aber dann zog es mich in die Umgebung. Da war im Nachbarhaus der Kirchendiener Aurelius Christensen mit seiner wesentlich älteren Frau Tille.
Aurelius, der jeden Morgen, Mittag und Abend die Betglocke läutete. Bei Beerdigungen stand er oben im Turm und setzte die großen Glocken in Gang. Dann stieg ich manchmal die ausgetretenen Treppen zu ihm hinauf und blickte von dort aus den Turmfenstem in die weite Umgebung. Wie groß erschien mir von dort aus die Welt! Gem besuchte ich Aurelius und Tille. Besonders beeindruckte mich, daß sie in einer Stube wohnten und schliefen. Tille, die mir schon uralt vorkam, saß meistens in ihrem Lehnstuhl, sie trank heißen Tee immer aus der Untertasse, was ich auch so gern mal probiert hätte. Aurelius legte besonderen Wert auf blankgeputzte Stiefel und fiel damit im Dorf besonders auf.
Ein Haus weiter wohnte die Familie Nissen. Sie hatte damals schon ein Telefon, was sehr fortschrittlich war. Bei Frau Nissen lernte ich die ersten Luftmaschen zu häkeln und die ersten Strickkünste. Das machte mir viel Spaß und ich ging gerne dort hin, weil man immer Zeit für mich hatte.
Gleichaltrige Spielkameraden gab es in der Nähe des Pastorats nicht und so spielte ich oft mit Bruno Bötel und Emst Jacobsen. Bruno besaß ein Dreirad, was mich sehr anlockte. Damals war noch ein breiter Wassergraben um den Besitz, auf dem im Winter viel Schlittschuh gelaufen wurde. Nach der Einschulung 1925 mußte jeden Tag der weite Schulweg zu Fuß gemacht werden. Damals führte noch der Kirchensteig hinter den Häusern entlang. Täglich gab es einen Gefahrenpunkt zu überwinden. Dies war der Truthahn bei Sönke Sönnichsen (heute Nico Jessen). Wie unheimlich waren seine Kullertöne und wie gefährlich sah er aus! Gut war es, wenn man sich dann hinter größeren Schülern verstecken konnte. Oft bin ich aber auch lieber zur Straße gegangen und habe dort meinen Weg fortgesetzt.
Die Schuljahre verliefen ziemlich gleichmäßig. Im Sommer gab es Kinderfest, im Winter Weihnachtsfeier in der Gastwirtschaft. Aus meinem Leben im Pastorat sind mir besonders jährlich stattfindende Missionsfeste in Erinnerung geblieben, die im Sommer im Pastoratsgarten stattfanden. Schon Tage vorher brachten die Frauen aus dem Dorf Geschenke für die Verlosung, die im Konfirmandensaal aufgebaut wurden. Wie oft habe ich mir die vielen Sachen angeguckt und mir ausgesucht, was ich gern gewonnen hätte. Aber leider hatte ich nie Glück und war dann sehr enttäuscht. Im Garten unter der großen Kastanie wurden Tische und Bänke aufgebaut, ein Rednerpult errichtet und mit grünen Ranken verziert und dann kam mittags der Posaunenchor, als Redner meistens ein Missionar und all die vielen Besucher!
Das war für mich als Kind schon aufregend.
In besonderer Erinnerung sind mir auch die Bibelstunden geblieben, die im Winter bei verschiedenen Gemeindegliedem stattfanden. Da durfte ich abends meinen Vater begleiten, oft bei bitterer Kälte. Wie schön war es dann, wenn wir in Südklixbüll bei Hermann Johannsen in die warme Stube kamen. Unverzagt traten wir nach der Andachtsstunde den Rückweg an. Die Dorfstraße dunkel und leer, über uns der sternklare Himmel. Wie freuten wir uns, wenn uns endlich nach dem langen Fußmarsch die erleuchteten Fenster des Pastorats grüßten.
Als ich mit 10 Jahren Schule und Elternhaus verlassen mußte, hat mich in Flensburg oft das Heimweh nach Klixbüll geplagt. Heute ist Klixbüll für mich die Erinnerung an Sonnenschein und Blumen, der Duft von frischem Heu, im Gras liegen und in die ziehenden Wolken schauen, der endlos weite Blick über die Marsch, aber auch Sturm und Regen und kalte Wintertage.
Autorin: Esther Marxen
„Tischgespräch“ Pastorat Klixbüll (1942)
Anläßlich eines Geburtstages waren Herr Pastor Görtzen, Braderup, mit Frau in meinem Elternhaus im Klixbüller Pastorat zu Besuch. Während des Abendessens war eine angeregte Unterhaltung in Gange. Unter anderem kam Pastor Görtzen auch auf öffentliche Bedürfnisanstalten zu sprechen. Herr Pastor Görtzen beteiligte sich recht lebhaft an diesem Thema, was ihm mehrfach die entsetzten Blicke seiner Frau einbrachte. Später, als wir uns von ihnen verabschiedeten und wir uns äußerten, was für ein netter Abend mit angeregten Gesprächen und alles sehr lustig war, sagte Herr Pastor Görtzen: „Was meinen Sie, was ich bezüglich des Toilettengesprächs zu Hause noch von meiner Frau zu hören bekomme!“
Peinliche Verwechslung
Es war im Kriegsjahr 1943. Mein Vater war per Fahrrad (altes Fahrrad seiner Tochter) zum Einkäufen nach Niebüll gefahren. Unter anderem hatte er auch im Reformhaus einiges zu besorgen. Als er seine Einkäufe erledigt hatte, bestieg er ein Fahrrad, von dem er annahm, es sei das seinige. Als die Eigentümerin dieses Fahrrades den Laden verließ, stellte sie fest, daß ihr sehr gutes Fahrrad verschwunden war, statt dessen ein altes dort zurückgelassen war.
Empört ging diese Frau ins Geschäft zurück und fragte, wer der Herr war, der vor ihr bedient wurde. Sie nahm an, daß dieser Mann mit ihrem Fahrrad davon gefahren sei. Die Geschäftsinhaberin sagte, es könnte nach dem Aussehen ein Pastor aus dieser Gegend gewesen sein. Daraufhin setzten sich beide Frauen mit Foto Hansen in Verbindung und ließen sich Konfirmandenbilder zeigen. Auf einem Bild stellten sie dann auch tatsächlich fest: „Es war Pastor Marxen aus Klixbüll“. Tags darauf erschien der Klixbüller Gendarm, um die Verwechslung aufzuklären. Erst jetzt stellte die Familie Marxen fest, daß ein falsches Fahrrad im Stall stand.
„Du sollst den Feiertag heiligen“
Mein Vater (Pastor Marxen) war immer sehr darauf bedacht, daß an Sonntagen nur die allernötigsten Arbeiten erledigt wurden. Eines Sonntags spielte sich folgendes ab:
Bei herrlichem Sommerwetter versuchten die Bauern ihre Ernte einzubringen, da ein starkes Unwetter aufzuziehen drohte. Der Nachbar, Johann Nissen, hatte Arbeitskräftemangel. Damit seine Ernte vor dem Unwetter eingebracht werden konnte, nahm mein Vater eine Heugabel und half beim Einbringen der Ernte. Dank seiner Mithilfe konnte die Ernte noch vor einem wolkenbruchartigen Regen in die Scheuer eingebracht werden. Somit, meinte mein Vater, er konnte diese Feiertagsarbeiten mit seinem Gewissen vereinbaren.
Autor: Robert Marxen
Was man sich gerne erzählt
Teepunsch stand auf dem Stammtisch bei Peter und Lina Lorenzen in Braderup, als Pastor Görtzen in die Schankstube hineinkam und sich bei den Honoratioren des Dorfes wohlig niederließ. Auch ihm servierte die Wirtin das vertraute Getränk – allerdings in einer auffällig größeren Tasse. „Warum hat der Pastor so eine große Tasse gekriegt ?“ fragt, nachdem der Geistliche gegangen war, aus der Runde einer erstaunt. „Denn bruukt he tohus nich to lögen“antwortet ihm Lina Lorenzen: „Denn kann he sien Preestersch seggn:“
„Ich habe nur e i n e n Teepunsch gehabt.“ –
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Pastor Görtzen war ein mobiler Mensch und bediente sich früh des Motorrades. Eines Tages starteten er und seine Frau Richtung Flensburg. Irgendwo unterwegs wurde die Straße frisch geteert und die Arbeiter dort winkten nun aufgeregt den Heranbrausenden zu und wollten sie zur Vorsicht und zum Halten bewegen. P. Görtzen jedoch winkte freudig überrascht zurück, drehte den Kopf ein wenig zu seiner Lucie nach hinten und sagte verwundert zu ihr: „Sogar hier kennen sie uns!“ … und fuhr forsch – und recht gesprenkelt vermutlich beide – weiter zur Stadt.
(Auf der schon nächtlichen Heimfahrt – setzt mancher diese Begebenheit fort – widerfuhr dem Ehepaar ein weiteres Mißgeschick: In Unaften erwies sich ihnen plötzlich die gewohnte Landstraße unerwartet „holperig“. Endlich bremste P. Görtzen und seine Halt suchenden Füße stießen an Schienen. Und – wissen einige zu erzählen – Der Sozius war „leer“! Unser Gottesmann hatte im Dunkeln beim Abbiegen nicht die Abkürzung erwischt, sondern die Eisenbahntrasse – und auf dem Parcours über die Schwellen seine Frau verloren. Sie haben einander schnell wiedergefunden und sind doch heil nach Hause gekommen.
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Es ist Sonntag. Im DKW- Meisterklasse steuert P. Görtzen seinem Ziel, dem Gottesdienst in Klixbüll, geruhsam entgegen. Neben ihm – mitdenkend und mitlenkend – der altvertraute Organist Heinrich Krob. Da stoppt zwischen den Brücken Polizei das Gefährt. Autokontrolle. (Kurz vorher war per Gesetz der Rückspiegel verordnet worden.) Der Spiegel fehlte dem pastörlichen DKW! 5 DM sind fällig – sofort in bar. Pastor Görtzen bezahlt und fährt nicht weiter. „Iss’noch was?“ fragen ihn die Ordnungshüter irritiert. „Ja“, antwortet ihnen freundlich der Geistliche und hält ihnen jetzt seinerseits die geöffnete Hand entgegen: „Und wo?“ fragt er: „Wo bleibt nun der Spiegel?“
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Konfirmandenstunde im Pastorat. Der alte Ofen beheizt mühsam den Raum und aus seinen Ritzen heraus beginnt es allmählich infernalisch zu stinken. Die Mädchen und Jungen haben verbrauchten Gummi ins angelegte Feuer geworfen und erhoffen sich „frei“. Pastor Görtzen reagiert, als er eintritt, nach kurzem Schnuppem blitzschnell und unerwartet: „Na schön“, lächelt er in die feixenden Gesichter: „Dann nehme ich nun frei“. Sprach’s, drehte sich um und schloß die Konfirmanden ein. Die Fenster damals ließen sich nicht mehr öffnen!
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„Ein Botaniker“, erzählte eine Braderuperin, war Pastor Görtzen nicht gerade. Aus dem Garten wurde er meistens umgehend von seiner Frau entlassen. Er hackte nicht nur das Unkraut, er hackte alles, was grün war, weg. Und als der Pensionär einmal während des Rasenmähens die Maschine reinigen wollte, entfernte er nicht nur das Gras, das Gerät entfernte ihm zugleich ein Stück vom Finger. Der Pastor hatte darauf verzichtet, den Mäher abzuschalten.
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Vielleicht ist es an so einem Tag gewesen:
Wieder einmal entspannte sich Pastor Görtzen beim Klönschnack mit Walter Clausen (ehemals Geschäftsführer der Fa.Lorenzen), und behaglich stützte er die Arme auf den Tresen. „Deit mi leed“, unterbrach nach einer Weile Walter Clausen sein Gegenüber: „Aber mit Ihrem rechten Ärmel, Herr Pastor“, und er zeigte mit dem Finger auf ihn “mit Ihrem rechten Ärmel liegen Sie voll in meinem Stempelkissen.“ „Naja“, meinte P. Görtzen darauf, sich den Schaden betrachtend: „So schlimm wird’s nicht werden. Meine Frau ist sowieso über diesen Anzug sehr böse. Ich habe ihn nämlich an der Tür gekauft – und außerdem hab‘ ich ja noch einen anderen.“
Aus umlaufenden Variationen destilliert und notiert von Paul Hoppe
Und in unseren Kirchenbüchern können wir auch noch lesen, …
… daß der Kirche Klixbüll einmal 6 Demat Land „abhanden“ kamen.
* Im Jahr 1485 hatte Johann Broders Frau sie der Kirche geschenkt, doch erst im Jahre 1647 wurden sie dem Pastorat wieder zugeschlagen.
… daß die Amtszeit eines Predigers nur kurze Zeit währte. * Es war Johannes Uck, der um 1500 seines Amtes enthoben wurde, weil er mit „denen Junkern auf Klixbüllhof falsche Papiere geschmiedet“.
… daß die Abendmahlsgottesdienste in Braderup und Klixbüll eine Zeitlang überfüllt waren. * Nach der Verfügung Königs Christians IV. im Jahre 1642 wurde beschlossen, daß diejenigen „… welche innerhalb Jahresfrist sich nicht zu Gottes Tisch verfügten, sondern in Unbußfertigkeit ihr Leben endeten, mit frommen Christen auf dem Kirchhof nicht begraben, noch durch Schule besungen und mit Glocken beläutet, sondern anderen zum abscheulichen Exempel ohne Zeremonie an einem aparten Ort eingescharret werden sollen.“
… daß eine Zeitlang der Küster in Klixbüll zugleich das Pastorenamt innehatte.
* Von 1600 an haben die Diakone Simon Nissen, Johannes Dang und Heinrich Scheel die Gemeinde betreut. Doch sie wurden so schlecht bezahlt, daß sie nicht davon leben konnten. So verband der Kirchenrat die Pastoren – mit der Küsterstelle.
… daß ein Braderuper Pastor sein Amt im wahrsten Sinne bis zum letzten Atemzug versah.
* Nach 50 Dienstjahren sank Nikolaus Ratenburg (1617-1667) während des Gottesdienstes vor dem Altar nieder und starb. Er war 82 Jahre alt.
… daß es in unseren Gemeinden ein Neujahrs- und Osteropfer gab.
* Das kärgliche Gehalt des Küsters wurde im 16. und 17. Jahrhundert von Seiten der Gemeinden an diesen Festtagen durch Naturalien aufgebessert.
… daß die Ehefrau eines Pastors zugleich Geschäftsfrau war.
* Die Frau des Braderuper Pastors Joh. Claudius (1667-1669) mußte einen Kramladen führen, um das knapp bemessene Gehalt ihres Mannes aufzubessem.
… daß es in Klixbüll in einem Jahr allein vier Totschläge gab.
* Trotz strenger Bußgottesdienste und Vermahnungen ereigneten sie sich im Jahre 1615.
… wie die Herrschaft von Klixbüll ihre Söhne nennen ließ.
* Man hatte sie mit „monseigneur“ zu titulieren.
… seit wann es in unseren Kirchspielen die Konfirmation gibt.
* Seit 1750 wurden die Jungen mit 17 und 18 Jahren konfirmirt, die Mädchen mit 16 oder 17.
… warum ein Kind nicht in der Kirche getauft wurde.
* Im Jahre 1699 verzeichnen unsere Kirchenbücher die Taufe eines Klixbüller Kindes in seinem Elternhaus, weil es eine Hasenscharte hatte.
… warum ein Klixbüller Pastor als Sittenwächter in die Chronik einging.
* Nikolaus Hoyer richtete in seiner Amtszeit neben dem Taufregister ein Bußregister ein, in welchem Kinder (und deren Eltern) eingetragen wurden, die nach seiner Berechnung „zu früh“ gekommen waren. Sie wurden öffentlich von der Kanzel „in casu sexti“ (zum 6. Gebot) vermahnt.
… warum ein Pastor eine Zeitlang eine „Abendmahlsentschädigung“ erhielt.
* Eine Summe von 5 Thalern wurde Joh. Matthiesen 1807 wegen der hohen Weinpreise zur Zeit der Kontinentalsperre gewährt.
… was 1867 nach dem Brand des Braderuper Pastorates, dem „Priesterhof‘ gemunkelt wurde.
* Es ging die Rede, ein Nachbar habe sich dort von dem gelagerten Korn allzu reichlich bedient. Aus Angst vor der unvermeidlichen Entdeckung und um alle Spuren zu verwischen, habe er das 200 Jahre alte Anwesen in Brand gesetzt.
… wie hoch die Einwohnerzahl des Kirchspiels Klixbüll bereits um 1867 war.
* Die Volkszählung hatte folgendes Ergebnis : Klixbüll 675 Einwohner, Bosbüll 205, Klixbüllhof 52 und Karrhardehof 18.
… Klixbüll einmal kaiserlichen Besuch hatte.
* Im Jahre 1868 kam Kaiser Wilhelm I., damals König von Preußen auf seiner Reise durch Schleswig-Holstein auch nach Klixbüll, wo man ihn begeistert empfing.
… daß Küster- und Lehreramt bis ins 19. Jahrhundert in einer Hand waren.
* Am 21. August 1870 wurde J. H. Paulsen aus Ellund zum Küster in Klixbüll und Lehrer in Rückenstadt gewählt. Er blieb in seinem Amt bis 1900.
… daß es im 18. Jahrhundert üblich war, von der Kanzel aus kuriose „Abkündigungen“ zu verlesen.
* Es wurden Anliegen von Privatpersonen vorgetragen. Als aber die Angebote von Schafen, Hühnern, Kühen usw. verlesen wurden, verbot man diese Sitte.
… daß Pastor und Küster sich diesen Nebenverdienst gern erhalten wollten.
* Gegen Entgelt wurden die Anliegen der Kirchgänger auf dem Kirchhof unter reger Anteilnahme aller auch weiterhin bekanntgegeben.
… daß Wilhelm Raabe, der um die Jahrhundertwende viel gelesene Autor des „Hungerpastors“ ein Bild des Klixbüller Pastorates in seiner Braunschweiger Studierstube hängen hatte.
* Als der Dichter 1904 in den Zeitungen anläßlich des 40jährigen Jubiläums seines 1864 erschienenen Erfolgsbuches gefeiert wurde, malte die Pastorenfrau Hanne Nielsen ein Bild vom idyllischen Klixbüller Pastorat und schickte es dem berühmten Dichter, den die Nielsens einst in Tondern kennengelernt hatten.
„Wir hier in Klixbüll haben auch ein Pastorat. Aber in unserer gesegneten Heimat gibt es keine Hungerpastoren. Damit Sie sehen, wie schön es hier ist, habe ich für Sie unser Haus gemalt“ schrieb die wackere Pastorenfrau dazu.
Raabes Antwortbrief von 1904 wurde 1956 auf einem Dachboden von Nachfahren der Frau Nielsen entdeckt:
„Liebe Frau Hanne! Für den herzlichen Brief aus dem Pfarrhaus, zwei Meilen von der Nordsee, herzlichen Dank! Die beiden ’noch jungen Menschenkinder‘, die da wohnen, gehören gewißlich zu denen, welche so ein alter Autor mitzählt, wenn er nach fünfzigjähriger, meist recht dankloser Lebensarbeit sein Soll und Haben in dieser Welt überdenkt. Erst die letzten Jahre, seit 1901, haben mich ein wenig verwöhnt in Hinsicht auf Teilnahme des deutschen Volkes und die Pastorenhäuser im Norden und Süden, in Ost und West haben wahrlich das ihrige dazu getan. So hübsch und traulich aber wie das Pastorat Klixbüll ist mir lange keines gekommen : Möge das Bild in der Studierstube von der Sofawand immerdar auf möglichstes Behagen im wechselvollen Erdenleben herniedersehen! Allen Freunden in Nordschleswig schönsten Gruß! Wilh. Raabe.“
Auch als die Nielsens nach Westerland zogen, brach der Kontakt nicht ab. 1907 bekam der alte Dichter ein Bild des Wegstellender Pastorates, wofür er sich wieder herzlich bedankte. Frau Nielsen hat ihn wohl davon überzeugt, daß jedenfalls in unserer Gegend die keinen Hunger litten.
Herausgefunden und zusammengestellt von Gisela Hoppe
Die Entstehung des neuen Friedhofs bei der Kirche in Klixbüll.
Der Besucher unseres Friedhofs ist – besonders wenn er zur Sommerzeit die breite Allee mit den japanischen Kirschbäumen betritt – häufig beeindruckt von der Geräumigkeit und Schönheit dieser Anlage.
Anläßlich der 750 Jahr-Feier der Klixbüller Kirche wurde mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil, über die Entstehung des neuen Friedhofs etwas zu berichten. Die Idee dazu hatte der damalige Pastor Christensen, der von 1945 – 1950 Pastor in Klixbüll war. Er war ein junger und offener dynamischer Mann, der bereits nach 10 – monatiger Amtszeit im August 1946 den Vorschlag zur Anlage eines neuen Friedhofs ins Gespräch brachte. Der Kirchenvorstand stimmte sofort zu und erkannte die Notwendigkeit an.
Die Einwohnerzahl der beiden Kirchspielgemeinden Klixbüll und Bosbüll (damals noch eine politische Gemeinde) hatte sich seit 1945 durch den Zustrom der Heimatvertriebenen von 700 auf 1.312 fast verdoppelt. Zudem waren es verhältnismäßig viele alte Menschen, da die jungen Männer größtenteils noch in der Gefangenschaft weilten. Jedes Mal, wenn ein Soldat aus der Gefangenschaft nach Klixbüll / Bosbüll heimkehrte, läuteten für 10 Min. beide Kirchenglocken vom Turm, ihm zu Ehren und unserem Herrgott zum Dank. Dieser Brauch wurde beibehalten, bis auch der letzte Kriegsgefangene heimgekehrt war.
Aber zurück zum Friedhof. Die Erweiterung drängte auch deshalb so sehr, da auf dem alten Friedhof nur noch 8 Grabstellen zur Verfügung standen. Das einzige dafür geeignete Gelände lag zwischen dem alten Friedhof und dem Klixbüllhof, längsseits der Bosbüller Straße. Das Land gehörte dem Besitzer von Klixbüllhof, Bruno Bötel. Da es sich um seine sogenannte Hausfenne handelte, wollte er sie verständlicherweise nur im Tausch gegen ein anderes, gleichwertiges und nahe dem Hof gelegenes Feld abgeben. Das Kirchenland jedoch war langfristig verpachtet und stand somit nicht sofort zur Verfügung.
Es begannen nun langwierige Verhandlungen um Landtausch. Auch die politische Gemeinde wurde eingeschaltet, aber die Lösung des Problems zog sich hinaus. Schließlich und endlich gelang es, eine Kirchenfenne freizubekommen, der Tauschvertrag konnte im November 1947 geschlossen werden. Eine Fläche von 80 ar stand zur Verfügung. Nachdem die Landeskirche zugestimmt hatte, konnte die Planung, Finanzierung und Ausschreibung beginnen.
Als Architekt wurde der Niebüller Meyland gewonnen, mit der Ausführung der Erdarbeiten wurde der Klixbüller Unternehmer Philipp Abraham betraut. Dieser Unternehmer hatte sich bereits als Torffabrikant in der Gemeinde einen Namen gemacht. Der Gärtnermeister Naps aus Bosbüll sollte die Anlage später gestalten. Das Land lag jedoch ca. 1,50 m unter Niveau der Kirchwarft und sollte nach dem Willen des Kirchenvorstandes um 1 m erhöht werden. Das bedeutete, daß ca. 8000 cbm Erdreich herangeschafft werden mußten. Lastkraftwagen oder Bagger waren nicht aufzutreiben. Dennoch erbot sich die Firma Abraham, dieses Werk für einen Preis von 39.000 Reichsmark zu vollbringen.
Die Kirchenväter planten die Finanzierung wie folgt: 33.000 Reichsmark sollten durch freiwillige Umlagen der Bevölkerung hereingeholt werden. Nur im äußersten Notfall sollte zum Mittel einer Zwangsumlage gegriffen werden. Die restlichen 6.000 Reichsmark wollte man einem Fond entnehmen bzw. beim Landeskirchenamt leihen. Heutzutage wäre eine solche Finanzierung wohl kaum denkbar. Damals war es jedoch durchaus üblich, nach dem von jeher geltenden Prinzip des Handel- und Spendiertes die Bürger für solche Aufgaben heranzuziehen.
Die Arbeiten begannen im Mai 1948. Es wurde eine Feldbahn, eine Art Schmalspureisenbahn, von der Baustelle am Friedhof in Richtung Norden verlegt. Die Trasse führte über die B5 hinweg auf das Feld des Gastwirts Willi Peters. Es ist die heutige Fenne im Winkel zwischen B5 und Kathaler Weg, sie ist ca. l ha groß. Willi Peters hatte seine Fenne zum Abtragen zur Verfügung gestellt. Die Entfernung zum Friedhof betrug ca.600 bis 700 Meter. Auf den Schienen dieser Strecke sollte der Sand nun in Kipploren, welche von einer kleinen Diesellok gezogen wurden, tranportiert werden. Die Schienen waren einfach in die B5 eingelassen worden, da Autoverkehr kaum vorkam.
Die Technik der Sandentnahme war folgende: Eine Gruppe von acht Arbeitern schaufelten zunächst den Mutterboden beiseite. Sodann wurden die acht Loren mit Sand beladen und dampften in Richtung Friedhof. Sobald eine Schicht von einem Meter Tiefe entnommen war, wurde von der nächsten Sandbank der Mutterboden abgeschaufelt und zur Abdeckung in das entstandene Erdloch geworfen. Nun galt es, die Schienen an die neue Sandbank heranzulegen und in die Loren zu verladen. Auf diese Weise arbeitete sich die Kolonne buchstäblich Schaufel um Schaufel und Meter um Meter durch den Berg hindurch.
Auf dem Friedhof, der Baustelle, arbeiteten 5 Mann. Ihre Aufgabe war es, den Sand dort zu verteilen. Zuvor aber mußten sie auch dort den Mutterboden beiseite tragen und nach dem Verteilen des Sandes diesen wieder mit der Muttererde abdecken. So haben diese 14 Mann, 13 Schaufler und 1 Lokführer, sozusagen den Berg mit ihren Händen versetzt. 8.000 cbm Erde, oder 3.000 Fuder, wurden in 5 Monaten bewegt. Vor dieser geradezu einmaligen Leistung an Schwerstarbeit kann man wohl den Hut ziehen! Sie ist es wert, für die Nachwelt festgehalten zu werden. Die Männer bekamen dafür meines Wissens zuerst 85 Pfennig, später dann 1 Reichsmark an Stundenlohn. Leider sind mir nicht mehr alle Namen der Männer bekannt.
Aber nach Aussage von Egon Ludwig, dem damaligen Lokführer, waren dabei:
Fritz Brunn und Sohn Werner, die Gebrüder Zühlke, Joachim Franz, Johann Boysen, Max Müsebeck, Albert Blum, Karl Strech und andere.
Es war abgemacht, daß der Unternehmer Abraham 39.000 RM erhalten sollte. Nun gab es eine unvorhersehbare Schwierigkeit. Am 20. Juni 1948, mitten in der Arbeit, kam die Währungsreform. Die Reichsmark verschwand, die Deutsche Mark kam. Sie kam zu einem Kurs von 100 : 6,5, also für 100 RM gab es 6,50 DM. Nur Geschäftsguthaben und die Anteile brachten etwas mehr, nämlich für 100 RM gab es 10,00 DM. Der Unternehmer war schlimm dran, denn die Stundenlöhne blieben nach der Währung ungefähr auf dem gleichen Stand. Da er aber Lohnerhöhungen nachweisen konnte und die Währungsreform eine unverdiente Härte für ihn bedeutete, bekam er nach den Worten seiner Witwe Marie Abraham statt 39.000 ca. 60.000 RM, oder umgerechnet 4.225,00 DM ausgehändigt.
Leider liegen mir hierüber keine schriftlichen Unterlagen vor, auch nicht darüber, ob das Geld wirklich durch Spenden aufgebracht wurde.
Nach der Fertigstellung des neuen wurde dann gleich der alte Friedhof ganz neu gestaltet. Die Gehwege zwischen den Grabreihen wurden verbreitert, so daß bei Beerdigungen der Sarg auf dem Weg und nicht wie bisher über die Gräber hinweg getragen werden mußte. Da nicht alle Gräber, die vor den neuen Wegen weichen mußten, verjährt waren, sind auch Umbettungen vorgekommen.
Die Maßnahme hat seinerzeit in der Bevölkerung Emotionen geweckt. Sie waren aber nötig, um tragbare Verhältnisse auf dem alten Friedhof zu schaffen. Heute (1996) stellt sich die gesamte Anlage, der alte mit dem neuen Friedhof und dem Ehrenmal, als eine schöne und geräumige Anlage dar. Der Kirchenvorstand von damals hat zusammen mit seinem Pastor unter denkbar ungünstigen Umständen in einer schwierigen Zeit Mut und Weitsicht bewiesen, indem sie diese würdige Anlage schuf.
Zeigt mir Euer Totenhaus und ich sage Euch, ob Ihr zu Recht im Rathaus sitzt. Dieser Ausspruch des griechischen Philosophen Aristoteles könnte im bejahenden Sinne auf jene Männer Anwendung gefunden haben, ihre Nahmen waren:
Theodor Burgwald, Peter Jacobsen, Emil Schütt, Thomas Thomsen, Heinrich Clausen – Bosbüll, Christian Jürgensen – Bosbüll, Johann Jürgensen – Schmied und Peter Edlef Carstensen als Rechnungsführer.
Autor: Andreas Thomsen
Peter Emil Jacobsen, Hildegard Lobermeyer, Manfred Lützen, Ingrid Thomsen, Cilli Friedrichsen, Ewald Peter, Nis Heinrich Johannsen und Pastor Paul Hoppe.